Die Ereignisse in Zypern wirken auf viele Beobachter nicht nachvollziehbar und höchst verwirrend. Dieser Artikel soll Zusammenhänge erklären und Klartext liefern.
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Was bisher geschah
Noch im Jahr 2008 durfte sich Zypern über recht solide Staatsfinanzen freuen: Der Haushaltsüberschuss betrug knapp 1%, das heißt, der gesamte Staat Zypern nahm in 2008 ein Prozent mehr ein, als er ausgab. Da dies kein einmaliges Phänonen war, gelang es den Zyprioten in den Jahren bis 2008, ihre Staatsschuldenquote auf 49% des jährlichen Bruttoinlandsproduktes (BIP) zu senken! – Zypern lag somit locker unter den sogenannten Maastricht-Kriterien von 60%.
Allerdings bildete sich parallel zu dieser konservativen Haushaltspolitik in dem kleinen Inselstaat ein Bankensektor, der gemessen an der Größe und Wirtschaftskraft des Landes exorbitant groß wurde: So ist die Bilanzsumme aller zypriotischen Banken zusammengenommen mit rund 152 Mrd. Euro rund achtmal so groß, wie das Bruttoinlandsprodukt der Insel.
Erinnert Sie das an etwas? – Genau: Auch in Island war und in Irland ist der Bankensektor extrem dick im Vergleich zur restlichen Wirtschaft. Und auch die von Vielen als hoch stabil empfundene Schweiz leidet still und heimlich darunter, dass alleine die Bilanzsumme der UBS rund viermal so hoch ist, wie die gesamte reale Wirtschaftsleistung (BIP) des mehrsprachigen Berglandes.
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Zypern-Banken mit Griechenland-Problem
Bedingt durch die traditionell enge Verbindung zu Griechenland, haben die zyprischen Banken dem griechischen Staat über die letzten Jahrzehnte stets recht viel Geld geliehen und halten damit eine für ihre Verhältnisse sehr hohe Summe an griechischen Staatsanleihen.
So sitzt die größte Bank Zyperns, die „Bank of Cyprus“ auf rund 2,4 Mrd. Euro an Griechenlandanleihen. Die „Cyprus Popular Bank“(zweitgrößte Bank des Landes) hält sogar Anleihen im Wert von 3,4 Mrd. Euro in ihren Büchern.
Der Schuldenschnitt für den Privatsektor in Griechenland (ich berichtete) hat dazu geführt, dass alleine diese beiden Banken rund drei Milliarden Euro abschreiben mussten.
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„Alternativloses“ Bankenrettungs-Drama
Und jetzt beginnt das übliche „Bankenrettungs-Tam-Tam“, wie es sich ähnlich bereits in fast ganz Europa zugetragen hat. An den Verlauf dieses Dramas haben wir uns bereits gewöhnt und die meisten von uns nehmen es inzwischen als „natürlich“ hin, dass jeder Einzelne der folgenden Schritte vollkommen „alternativlos“ sei:
- Alleine die zwei größten zyprischen Banken müssen rund 3 Mrd. Euro in ihren Büchern als wertlos abschreiben.
- Dies würde normalerweise vermutlich zu einer Pleite beider Bankhäuser führen.
- Der zyprische Staat versucht die Bankenpleiten aber zu verhindern, indem er den notleidenden Banken Geld zuschießt.
- Alleine den zwei größten zyprischen Banken müsste der Staat Zypern mehr als 3 Mrd. Euro zuschießen – dies entspricht rund 20% des zypriotischen BIP!
- Dies sahen die ach so schlauen „Märkte“ bereits seit einem Jahr kommen und wollten dem zyprischen Staat nur noch Geld leihen, wenn dieser horrende Zinsen dafür bezahlt (konkret: rund 10%).
- Damit ist der Staat Zypern de facto vom privaten „Finanzmarkt“ abgeschnitten.
- Die Zinsquote Zyperns schießt in die Höhe und es ist vollkommen unklar, wie der Staat Zypern in den kommenden Jahren seine (bis zur Bankenkrise äußerst geringe und vollkommen planbare) Staatsschuldenmenge finanzieren kann.
Jeder Einzelne dieser sieben Punkte wäre es wert, intensivst hinterfragt zu werden, zum Beispiel:
- Warum ist es erlaubt, dass ein völlig überdimensioniertes Bankensystem einen viel zu hohen Anteil an Anleihen eines einzelnen Schuldners hält (Klumpenrisiko)?
- Warum kann eine Pleite dieser Banken nicht schlicht und einfach hingenommen werden?
- Warum muß zur Refinanzierung von notleidenden Banken immer nur der Staat hinhalten (dazu gleich noch mehr)?
- Wieso können Staaten, solange die Zeiten gut sind, zu ihrer Finanzierung stets nur auf den Privatsektor zurückgreifen?
- Wer sind „die Märkte“?
- Wieso ist ein Problem schon seit über einem Jahr klar erkennbar und wieso springen die „glorreichen Euro-Retter“ erst dann ein, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist?
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Zypern stand bereits vor einem Jahr vor einem eigentlich unlösbaren Problem, das den Irrsinn der Staatsfinanzierung über die Finanzmärkte aufzeigt. Da „die Märkte“ sich daran gewöhnt haben, dass ein Staat „seine“ systemrelevanten Banken im Krisenfall durch „Rettungsgelder“ unterstützt, kriegen Staaten mit problematischen Banken bereits lange vor dem Zusammenbruch dieser Banken keine bezahlbaren Kredite mehr an den Finanzmärkten.
Da zu allem Übel die EZB jegliche Unterstützung dieser Staaten im Vorfeld ausschließt, wird ein Prozess in Gang gesetzt, der in einer Katastrophe enden muß. Als Zypern von den Finanzmärkten ausgezählt wurde, hatte es eine Staatsschuldenquote leicht über den Maastricht-Kriterien, die allerdings immer noch 20 Prozentpunkte unter der deutschen Staatsschuldenquote lag. Auch heute liegt die Staatsschuldenquote der Mittelmeerinsel mehr als 20 Prozentpunkte unter der deutschen. Durch die Krisenfolgen ist dem Staat jedoch ein Haushaltsdefizit von rund fünf Prozent entstanden. Dieser Wert liegt zwar ebenfalls im europäischen Mittel, liefert der EU jedoch den Vorwand, heftigste Sparmaßnahmen zu fordern.
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Realwirtschaft im Abwärtssog
Bereits seit 2009 muß der Staat Zypern Jahr für Jahr relativ kleine Haushaltsdefizite hinnehmen, was eine unmittelbare Folge der Sparprogramme Griechenlands ist. Denn Griechenland ist der wichtigste Handelspartner Zyperns und der drastische Nachfrageeinbruch der Hellenen hat dazu geführt, dass auch Zypern in die Rezession rutschte.
So beträgt die Arbeitslosenquote auf Zypern heute rund 10%, während vor 2008 nahezu Vollbeschäftigung erreicht war. Der Staat versucht immerhin durch Sozialprogramme und kleinere Konjunkturmaßnahmen das Schlimmste abzuwenden. Damit dürfte jedoch bald Schluß sein, wenn die berüchtigte Rettungs-Troika mit IWF (= der US-dominierte internationale Währungsfonds) und Deutschland an der Spitze Sparmaßnahmen fordert, die viel zu gewaltig sind und das Land, wie Griechenland, in eine schwere Depression stürzen werden.
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Geostrategischer Kampf EU gegen Rußland
Während in Syrien ein Bürgerkrieg tobt, steht auch Russlands einziger Marinestützpunkt im Mittelmeer, der im syrischen Tartus beheimatet ist, zur Disposition. Für Russland wäre es somit wichtig, Zypern als engen Verbündeten zu gewinnen und langfristig vielleicht auch in Limassol oder in Larnaka eine Marinebasis aufzubauen. Zudem befinden sich Zypern und die Türkei in einem offenen Streit, wer denn die gewaltigen Erdgasvorkommen, die jüngst im östlichen Mittelmeer entdeckt wurden (und an denen auch russische Energieunternehmen höchstes Interesse haben) ausbeuten darf.
Da Zypern offenbar mit Russland einen potentiellen strategischen Partner hat, der so gar nicht im europäischen Interesse liegt, hat Brüssel es auch eilig gehabt, Nägel mit Köpfen zu machen und Zypern unter den „Rettungsschirm“ zu zwingen.
Dies wurde dadurch erreicht, dass die EZB 2012 beschlossen hat, dass aufgrund der Abwertung der zypriotischen Staatsanleihen durch die Ratingagentur Fitch diese Papiere im Eurosystem nicht mehr als Sicherheit akzeptiert werden (Hintergrund: Wenn sich eine Bank bei der EZB frisches Geld leihen möchte, muß sie dafür in der Regel Wertpapiere, z.B. Anleihen, als Sicherheit bei der EZB hinterlegen). Diese Entscheidung entspricht zwar den Regularien des EZB-Vertrages, bei allen anderen europäischen Krisenstaaten wurde jedoch seitens der EZB eine Ausnahme gemacht…
Mit diesem Schritt konnte die EZB den gesamten zypriotischen Finanzsektor von Finanzierungsmöglichkeiten abschneiden. Rußland könnte nun theoretisch in die Bresche springen und mit verbilligten Krediten aushelfen. Allerdings wäre das Volumen dieser Kredite für Rußland wohl eine Hausnummer zu groß. Zudem beobachtet man in Moskau sehr genau, wie mit den „geretteten“ Staaten unter der Knute der dort von der „Troika“ verordneten Austeritätsmaßnahmen umgegangen wird – und, wie dies unter den dortigen Bevölkerungen den Hass schürt gegen alles, was mit Europa zu tun hat.
Wenn sich an der vollkommen wahnwitzigen „Rettungspolitik“ (eine Kombination aus extremsten Sparzielen bei gleichzeitig null Struktur- und Wirtschaftshilfe) unter Führung Merkels nichts ändert, wird Zypern den Weg in die Depression, Verschuldung und Verarmung gehen. Hier braucht dann Rußland einfach nur daneben zu sitzen und abzuwarten, bis die Bevölkerung in ihrer Verzweiflung endgültig soweit ist, dass Sie von Europa und dem Euro nichts mehr wissen will – dann dürften die von Rußland angestrebten Marinestützpunkte kein Problem mehr sein.
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Der Fall Zypern zeigt noch einmal ganz deutlich, dass die sogenannte „Euro-Retterei“ unter der Führung Deutschlands dermaßen kurzsichtig, plump und ohne erkennbare Zukunftsperspektive abläuft, dass man bei den Rettern das Gefühl hat, sie wollten bewußt den Euro und darüber hinaus vor allem jede Idee von Europa kaputt machen.
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Was nun geschieht
In Zypern geht es, ähnlich wie in Deutschland, Spanien, Irland, Island etc. um keine Staatsschuldenkrise, sondern es geht schlicht um eine pure Krise des Finanzsektors, namentlich um eine Bankenkrise.
Neu bei der Bankenrettung auf Zypern ist der angedachte, direkte Beitrag aller Bankkunden zur Entlastung der Finanzhäuser. So sollen nach dem ersten Entwurf alle Einlagen unter 100.000 Euro mit einer „Sondersteuer“ (einer einmaligen Abgabe) von 6,75% belangt werden. Von Einlagen über 100.000 Euro sollen automatisiert 9,9% abgezogen werden.
Ist diese Maßnahme so verwerflich, dass man heftigst dagegen protestieren müßte? Nein, prinzipiell nicht. Denn wenn ich eine Einlage bei einer Bank tätige, einer Bank also mein Geld zur Verfügung stelle, sei dies als Tagesgeld, Festgeld, oder auch nur als simpler Bestand auf dem Girokonto, so tue ich nichts anderes, als dieser Bank Geld zu leihen. Ich leihe der Bank mein Geld und bekomme dafür von ihr Zinsen.
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Geldvermögen sparen geht nur mit Verschuldung
Denn das ist einer der wichtigsten Zusammenhänge, den Anleger und Sparer stets wissen müssen: Geld zu sparen und dafür einen Zins zu erhalten geht in unserem Wirtschaftssystem nur, wenn ein anderer dieses Geld braucht, sich daher verschuldet und für diese Schulden Zinsen zu zahlen bereit ist.
Allen Geldvermögen steht also auch immer der exakt gleiche Betrag an Schulden gegenüber. Wenn nun die Schuldner ein Problem bekommen und diese Schulden nicht mehr zurückzahlen können, so erhält der Sparer schlicht und einfach einen Teil seines Geldes nicht mehr zurück. Und um ihm genau dieses Risiko zu bezahlen, gibt es den Zins. Das ist beim Bankkonto genauso, wie bei jeder anderen Art von Geldein- und Anlage.
Für den Sparer ist es also von höchster Wichtigkeit zu wissen, ob der Schuldner auf der anderen Seite ihm mit hoher oder mit weniger hoher Wahrscheinlichkeit sein Sparvermögen wieder zurückzahlen kann (Bonität des Schuldners).
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Die tiefe Wurzel des Übels
Hier offenbart sich einmal mehr die Pervertierung unseres Geld- und des Finanzsystemes in den letzten Jahrzehnten:
- Die „Globalisierung“ des Finanzwesens hat zu einem undurchschaubaren Gestrüpp von Bonitäten geführt. Ich weiß heute eben nicht mehr immer genau, wo mein Geld ist, wenn ich es irgendwo einlege oder anlege.
- Das „Geld“ ist mittlerweile durch nichts mehr gedeckt. Wir alle operieren also mit Schuldscheinen (egal, ob diese Euro, Dollar, Schweizer Franken o.ä. heißen), die alle den inneren Wert NULL haben. Und diese bunt bedruckten Zettel („Geldwerte“) erhalten nur dadurch einen Wert, dass uns irgendeine Institution dafür eine Garantie gibt und wir dem Ganzen vertrauen. Wobei die Garantie wieder nur soviel wert ist, wie die Bonität des Garantiegebers.
- Es existieren lauter Wirtschaftssubjekte („Bürger“), die, ob Sie es wollen oder nicht, früher oder später mal zu Geld kommen und mit diesem Kapital dann irgendetwas anfangen müssen, also Kapitalismus spielen müssen – ohne, dass Sie irgendeine Ahnung davon hätten, was dieses Geld eigentlich ist, wie es funktioniert, dass jedem Guthaben auch immer eine Schuld gegenüber steht etc.
Diese sogenannten „Sparer“ haben sich daran gewöhnt, dass ihnen die Bewertung der Bonität ihrer Schuldner von den großen Kapitalsammelstellen (Versicherer, Banken etc.) abgenommen wird. Ja es geht sogar soweit, dass Sparer sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, den wichtigsten Zusammenhang ihres Sparens zu begreifen (jedem Geldvermögen steht auch immer eine Schuld in gleicher Höhe gegenüber): „Ich will meine Zinsen und ansonsten meine Ruhe haben“ ist ein gängiger Ausspruch, der deutlich macht, wie selbstverständlich das Kassieren von Zinsen bei dem meisten geworden ist.
Hier tun die Menschen so, als wenn es eine Art „Anspruch auf Sparen und Zinsen“ gäbe. Und sie haben ja durchaus instinktiv auch Recht: der Kern unseres Wirtschaftssystemes (Kapitalismus) besteht in dem Recht, privates Kapital zu bilden, also zu sparen. Damit dieses Wirtschaftssystem funktionieren kann muß denjenigen, die in diesem System leben also zu jeder Zeit eine Sparmöglichkeit zur Verfügung stehen. – Oder, denken Sie wieder spiegelbildlich: es muß immer und zu jeder Zeit jemand zur Verfügung stehen, der zusätzliche Schulden aufnehmen will…
Was passiert aber nun, wenn auf einmal doch angeblich viel zu viele Schulden existieren und die Schuldner diese nicht mehr zurückzahlen können? – Richtig: Die Geldvermögen/Sparguthaben verschwinden. Notfalls eben auch mit Gewalt.
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Was Sparer/Anleger beachten müssen
Prinzipiell müßte sich der Sparer in der heutigen Zeit intensivst damit auseinandersetzen, wie die Bonität seiner Gegenseite, also seiner Schuldner ist und er dürfte sich nur noch die Bonitäten aussuchen, die besonders gut sind. Da dies aber aufgrund der in vielen Jahrzehnten entstandenen völligen Undurchsichtigkeit unseres Finanzwesens für niemanden (übrigens auch für keinen Bank- oder Finanzberater) möglich ist, hilft es nur noch, sein Sparvermögen über unterschiedliche Sparobjekte so breit, wie nur irgendwie möglich zu streuen.
Dabei sollte der Sparer darauf achten, dass er den Anteil von Geldanlagen ohne inneren Wert, die nur über Garantien funktionieren („Geldwerte“) so klein wie möglich hält und den Anteil von Anlagen mit eigenem inneren Wert („Sachwerte“) so weit, wie möglich hochfährt. Zu den Sachwerten zählen Rohstoffe, Grundstücke, Immobilien und Aktien. Ein Sachwert, der sich durch die höchste Mobilität auszeichnet und darüber hinaus von keinerlei Schuldner abhängig ist, ist physisches Silber und Gold. Auch diese beiden Edelmetalle dürfen in keinem einzigen Sparportfolio fehlen.
Vergessen Sie in diesem Zusammenhang übrigens bitte auch alle Träume von „Rendite“! Es geht hier nicht mehr darum, den möglichst fetten Zins zu kassieren, sondern es geht schlicht und einfach nur noch darum, sowenig wie möglich an realem Gegenwert zu verlieren – also sicher zu stellen, dass ich mir mit meinem Vermögen auch in 10 Jahren noch in etwa einen ähnlichen Lebensstil leisten kann, wie heute.
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Die aktuellen Anleger-Dilemmata
In Straßeninterviews, die man gestern und heute bei den Öffentlich-Rechtlichen sehen konnte, zeigten sich die befragten Deutschen erstaunlich ruhig über die aktuellen Ereignisse (wieder mal ein Beispiel dafür, wie die veröffentlichte Meinung keinesfalls der gefühlten öffentlichen Meinung entspricht) und manche verwiesen darauf, dass man ja zur Not sein Geld von der Bank holen oder auch in Immobilien investieren könne.
Dazu zwei Anmerkungen: Wer sein Geld unter das Kopfkissen oder in den privaten Tresor stopft, hat damit in unserem Geldsystem, in dem das „Geld“ nur noch aus ungedeckten Schuldscheinen besteht, nichts, aber auch rein gar nichts erreicht, ganz im Gegenteil: er holt sich sogar noch einen zusätzlichen Unsicherheitsfaktor ins Haus, nämlich die steigende Gefahr, überfallen und ausgeraubt zu werden!
Denn es gilt wie so oft der alte Adorno: Es gibt kein richtiges Leben im falschen! – Es nutzt auch der beste Tresor nichts, wenn das, was in ihm liegt den inneren Wert NULL hat!
Der extreme Immobilienhype der vergangenen drei Jahre beweist meiner Ansicht nach einmal mehr die völlige Geschichtsvergessenheit vieler Anleger: Was die Zwangsabgabe auf dem zypriotischen Bankkonto ist, das war bei der Wohnimmobilie schon mehrmals in der Geschichte die vollständige Enteignung (z.B. in Ostdeutschland) oder aber die Zwangshypothek (die viele Westdeutsche noch bis weit in die 70er Jahre hinein abzahlen mußten).
Der Kauf eines Hauses oder einer Wohnung hat zudem für den Durchschnittsanleger die extrem negative Nebenwirkung, dass er sich damit jeden Ansatz einer Risikostreuung seiner Geldanlage kaputt macht. Interessanter erscheinen dagegen überschaubare Anteile an Immobilien, die es ermöglichen den Immobilienanteil im Gesamtportfolio auf einem vernünftigen Maß zu halten.
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Was lernen wir generell aus Zypern?
I.
Die Bankenkrise in dem kleinen Inselstaat zeigt einmal mehr, wie unendlich fatal und dumm es war, den Finanzsektor in den letzten drei Jahrzehnten zu deregulieren und Finanzkonglomerate zuzulassen, die so groß werden, dass sie ganze Realwirtschaften in den Abgrund stürzen können. Das gilt in einer echten Marktwirtschaft übrigens für sämtliche Bereiche der Wirtschaft. Und wenn der Mediziner Rössler, der Jurist Westerwelle oder die Physikerin Merkel einen Walter Euken oder einen Ludwig Erhardt wirklich gelesen hätten, dann würden sie nicht mehr reflexhaft abwinken, wenn zum Beispiel auch mal die Zerschlagung übergroßer Stromkonzerne gefordert wird…
II.
Ungedecktes Geld, auf das kein Verlass ist, Schulden, die keiner mehr kontrollieren kann, ein Finanzsektor, der wie eine Hydra über der Realwirtschaft liegt und de facto nicht beherrschbar ist – all diese Fehlentwicklungen wären mit gedecktem Geld (wie z.B. seinerzeit mit einem Goldstandard) niemals möglich geworden. Es ist also zu überlegen, ob wieder Währungen eingeführt werden müssen, die an eines oder mehrere reale, nicht beliebig vermehrbare Güter gekoppelt werden. – Dies könnte neben Gold und Silber zum Beispiel auch ein Korb aus Rohstoffen sein. Sie sehen an dieser Stelle übrigens überdeutlich, dass wir hier über kein spezifisches „Euro“-Problem reden, sondern über das generelle Problem aller großen Währungen weltweit.
Und, wenn die Politik nicht bald beginnt, sich über Alternativwährungen Gedanken zu machen, werden irgendwann die Leute, sobald ihnen bewußt wird, dass sie nur wertlose Schuldscheine in Händen halten ihr Geld massenweise Wegschmeißen und es entsteht innerhalb weniger Tage der Zwang eine neue Währung einzuführen. Eine Währung, die dann eben nicht mehr nur auf Vertrauen beruhen kann, sondern die über eine harte, verbindliche Deckung verfügen muß.
III.
Zu guter Letzt ein Appell an alle, die heute noch vor sich hin leben und stolz darauf sind, dass sie Vieles, was um sie herum abläuft nicht verstehen: Wenn Sie in den nächsten Jahren nicht endgültig zum Spielball anderer verkommen wollen, fangen Sie endlich an zu denken, sich zu informieren, bewußter zu leben!
- Wer Geld hat sollte sich informieren, wie es funktioniert, welchen Zweck es für ihn persönlich erfüllen kann und was beim „Sparen“ wirklich abläuft – denn es könnte sein, dass Sie irgendwann über Nacht lernen müssen, wofür Sie sich bislang nicht interessiert haben.
- Wer einen Job hat sollte sich bewußt werden, warum er diesen Job macht, welche Funktion er für sein Umfeld hat und, ob er neben diesem Job noch etwas anderes kann, was ihm zum Bestreiten seines Lebensunterhalts hilft – denn es könnte sein, dass diese zusätzlichen Fähigkeiten in Zukunft Gold wert sein werden.
- Wer ein soziales Umfeld hat, der sollte sich überlegen, wie er seinen Freunden und Bekannten hilfreich und so zur Verfügung stehen kann, dass er deren Leben wirklich bereichert – denn es könnte sein, dass er die eigenen Freunde in den kommenden Jahren dringender brauchen wird, denn je.
- Wer Kinder hat sollte vielleicht darüber nachdenken, wie er ihnen helfen kann, noch weltoffenere, noch nachdenklichere, noch kreativere Menschen zu werden – denn es könnte sein, dass unsere Kinder noch viel flexibler werden denken und leben müssen, als dies bereits ihren Eltern abverlangt wird.
- Und schließlich: Wer einen Fernseher hat, sollte sich überlegen, diesen mit Anlauf, Schwung und Herzenslust aus dem Fenster zu werfen – denn es könnte sein, dass man eines Tages aufwacht und erkennt, dass der Volksverdummungsapparat uns allen stets ein Abbild von der Welt dargestellt hat, welches mit der Realität nichts zu tun hat.
Ja, es könnte sein, dass wir alle eines Morgens aufwachen und erkennen, dass nichts mehr so ist, wie es bisher nur zu sein schien – so, wie die Bürger von Zypern am vergangenen Samstag Morgen…
Denken Sie mal darüber nach!
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