–UPDATE 13.1.2015– Charlie Hebdo: Viele Fragen offen


Das Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris war extrem entsetzlich und widerlich. Jetzt sollte jetzt eine lückenlose Aufarbeitung der Geschehnisse vom 7. Januar 2015 folgen.

Wer das wichtigste Amateurvideo von diesem Tag angesehen hat, der konnte verfolgen, wie zwei Attentäter auf einer öffentlichen Straße vor der „Charlie“-Redaktion mit Sturmgewehren und kaltblütiger Präzision vorgingen. Soviel kann gesagt werden: es handelte sich eher nicht um Selbstmordattentäter, denn sie trugen schusssichere Westen. Und sie handelten wohl auch nicht im Affekt. Vielmehr wirkten sie wie ein professionelles Killerkommando.

Umso verblüffender die Tatsache, dass einer der Attentäter seinen Ausweis im Tatfahrzeug vergessen haben soll. Wir erinnern uns an den 11. September 2001: Damals wurden drei Hochhaus-Türme granuliert, jedoch nur 100 Meter von WTC 1 entfernt fand sich der völlig unversehrte Pass eines der mutmaßlichen Flugzeugentführer. Paralell dazu fand man in den Mietwagen der mutmaßlichen Terroristen Fluganleitungen für Jumbo-Jets auf Arabisch sowie einen Koran.

Zurück zum 7. Januar 2015: In der Nacht auf den achten Januar >verübt der stellvertretende Chefermittler im Fall „Charlie Hebdo“, Helric F. Selbstmord – und kann seinen ersten Bericht zu dem Fall somit nicht mehr fertig stellen. Die gesuchten, mutmaßlichen Attentäter, die beiden Kouachi-Brüder werden einen Tag später auf der Flucht (in ihren schusssicheren Westen?) erschossen – können somit nichts mehr zu dem Fall aussagen. Es gibt bislang kein Bekennerschreiben.

Eine Zeugin des Attentats erzählt von den „blauen Augen“ eines der Attentäter – auf keinem einzigen der kursierenden Fotos der Kouachi-Brüder hat einer der beiden blaue Augen.

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Vorratsdatenspeicherung (in Frankreich seit 2006) und Massenüberwachung haben, wie so oft, nichts dazu beigetragen, dieses Attentat zu verhindern. Die Geheimdienste waren scheinbar ahnungslos.

Ich wurde an zwei Stellen nachdenklich: zum Einen, als ich hörte, dass einer der mutmaßlichen Attentäter seinen Ausweis im Fluchtwagen vergessen habe. Und Zweitens schon ganz zu Beginn, als bekannt wurde, dass in Paris etwas passiert sei. Denn in den vergangenen Wochen hatten sich Frankreich und dessen Präsident Hollande dermaßen selbstbewusst gezeigt, dass ich ich schon zu mir sagte: „Sieh an, so was sind wir hier in Deutschland gar nicht gewohnt.“

Eine Chronik:

  • 05.01.2015: Francois Hollande erklärt in einem Radiointerview mit dem Sender „france inter“, seiner Meinung nach habe Russland nicht vor, die Ostukraine zu annektieren, sondern wolle nur verhindern, dass die Ukraine der NATO beitritt. Zudem fordert er ein Aufheben der Sanktionen gegen Russland, sobald es Fortschritte im Friedensprozess gebe.
  • 15.01.2015 (geplant): Im kasachischen Astana werden die deutsche Bundeskanzlerin, der französische Präsident Hollande, Vladimir Putin und der ukrainische Präsident Poroschenko zusammentreffen. Die USA werden bei dem Treffen nicht zugegen sein. Bislang hatten die vier Politiker bereits Telefonkonferenzen abgehalten, die letzte, laut welt.de am 22. Dezember.

Es war schon beeindruckend, wie die „Grande Nation“ versucht hat, sich aktiv und vor allem nicht im Sinne der USA in die Weltpolitik einzumischen.

Nun kann es eine sehr gewagte Hypothese und sicherlich nur eine von sehr vielen Möglichkeiten sein, dass der Anschlag von Paris als „False Flag Operation“ dazu diente, Frankreich in seine Schranken zu weisen (eine naheliegendere Erklärung wäre zum Beispiel, dass Frankreich mit seiner neokolonialen Politik besonders stark den Haß auf sich zieht…)

Nichtsdestotrotz wird es höchst interessant werden, in den kommenden Tagen zu beobachten,

  • wie selbstbewusst Francois Hollande auf der Weltbühne auftreten wird
  • was der französische Präsident weiterhin zu den Rußland-Sanktionen äußern wird
  • was auf dem Gipfel von Astana besprochen werden wird und
  • wie die Ergebnisse des Treffens ausfallen werden.

—- UPDATE 13.01.2015———————————- UPDATE 13.01.2015—

Gipfel in Astana, Kasachstan abgesagt:

>Bundesregierung ringt mit sich und anderen

>Vorbereitungs-Treffen für Gipfel gescheitert

>Ukraine: Friedensgespräche erneut verschoben

—- UPDATE 13.01.2015———————————- UPDATE 13.01.2015–

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Es wird zudem bedrückend werden zu erleben, wer dieses schreckliche Attentat zu welchen Zwecken instrumentalisieren wird. Einen Vorgeschmack bietet folgender Kommentar:

>Warum wir die NSA-Überwachung brauchen

Obwohl die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind, wußte die BILD-Zeitung (und ihre Pendants) bereits am 8. Januar, wer genau für das Attentat verantwortlich sei. Im Eifer des Gefechtes beging man auch gleich mehrere handwerkliche Fehler: man schrieb zum Beipiel die Klarnamen der mutmaßlichen Attentäter aus (und machte sie damit vogelfrei) und ließ das „mutmaßlich“ vor dem Wort „Mörder“ weg.

Was ich in den letzten Tagen leider noch nicht gelesen habe, sind folgende Fragen:

Wenn die „westliche Welt“ sich so sicher ist, dass der Salafismus dahinter steckt, warum wird dann eigentlich der geistige Sumpf des Terrors nicht ausgetrocknet? Wäre es nicht sinnvoll, die Quelle des Übels zu bekämpfen, anstatt an den Symptomen herumzudoktern?

Warum bekämpfen wir dann nicht den Staat, der nachweislich jahrzehntelang den Salafismus (auch in Deutschland) finanziert und unterstützt hat? Warum gibt es keine Sanktionen gegen das Saudische Königshaus? Sind jene nicht die Vertreter der mit Abstand rückständigsten Strömung im missbrauchten Namen des Islam? Und treten sie nicht als Finanziers verschiedenster radikaler Strömungen auf? Mit wem stimmen sie ihr Vorgehen ab?

Deutsche Unternehmen dürfen nicht einmal mehr Käse nach Russland exportieren und verlieren deswegen ihre Kunden, warum dürfen deutsche Unternehmen dann Panzer nach Saudi-Arabien exportieren?

Darf man das in solch einem Moment fragen?

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3 Gedanken zu „–UPDATE 13.1.2015– Charlie Hebdo: Viele Fragen offen

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