Neue Heimaten für kritische Mitdenker


Wir erleben derzeit live, wie Geschichte „geschrieben“ und umgeschrieben wird.

Für Historiker nichts Neues: Sie argumentieren, dass es (zumindest in der älteren Geschichte) stets darum gehe, sogenannte „Narrative“ (Geschichten) zu entwickeln, die dann schlicht von der Mehrheit der Menschen geglaubt werden. Dass dabei die „Schulbuch-Geschichte“ nur eine von mehreren Wahrheiten darstellen kann, versteht sich von selbst.

Wachsame Mitmenschen haben in den letzten Jahrzehnten oft genug erlebt, wie „Geschichte“ interessengetrieben erfunden wurde. So wurden beispielsweise in Vietnam und im Irak nachweisbar erfundene Kriegsauslöser verwendet, um endlich in die lange geplante Schlacht zu ziehen. Und auch bei der Erzählung der Kubakrise wird gerne weggelassen, dass es vor der Stationierung von Raketen der UdSSR auf Kuba eine andere aggressive Aktion gab: nämlich die Stationierung von atomar bestückten Raketen der USA in der Türkei…

Viele Zeitgenossen, die sich bis vor Kurzem kaum oder nur auf einer sehr oberflächlichen Ebene mit Politik und Geschichte befasst haben (oder vor allem auch junge Menschen, denen schlicht noch die Bildung fehlt) fallen in den letzten Monaten aus allen Wolken, wenn sie erleben, wie in Bezug auf die Ukraine und Russland in vielen Medien eine Geschichte erzählt wird, die absolut nicht mit ihrer eigenen Wahrnehmung zusammenpasst. Daraus entsteht die plakative Betitelung „Lügenpresse“.

Doch ist diese Medienkritik keinesfalls neu. Insbesondere die sogenannten „68er“ haben sich in Westdeutschland Ende der 60er und in den 70er Jahren intensivst mit der Rolle für die öffentliche Meinungsbildung von Zeitungen und Verlagen beschäftigt.

Entstanden ist daraus zum Beispiel ein Projekt, wie die alternative Berliner „tageszeitung“ (taz). Jedoch heute, so scheint es, werden Blätter wie die taz keinesfalls mehr als „Alternative zum Mainstream“ wahrgenommen. Auch, wenn einzelne Redakteure, wie > Deniz Yücel immer noch durch erfrischend pointierte „Klartext“-Kolumnen auffallen, so liefert das ehemals medienkritische Medium kaum Informationen, die man woanders nicht erhalten könnte. Und ein jüngeres Beispiel für investigativen Journalismus in der taz fällt mir schon gleich gar nicht ein. (Ganz nebenbei: Auch das Online-Angebot ist ohne jede Innovation, Social Media scheint ein Fremdwort – so erreicht die taz selbstverständlich nicht mehr eine neue Generation von Lesern und Rezipienten.)

Stattdessen bietet die taz immer häufiger simplen Meinungsjournalismus im Geiste ihrer politischen Heimat, den GRÜNEN – eine Partei, die heute von den erklärten Transatlantikern Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckart geführt wird. Die GRÜNEN haben mit der Zustimmung zum völkerrechtswidrigen Jugoslawien-Feldzug Ende der 90er Jahre ihre Seele verloren und bieten heute mit Marieluise Beck und Rebecca Harms ein Spitzenpersonal auf, das in seiner Dümmlichkeit an alte FDP-Zeiten erinnert („trink, trink, Brüderle trink…“).

Mit unkritischer Kriegsrhetorik macht sich die Partei fit für eine Koalition mit der CDU – und muß tagtäglich beten, dass nicht doch wieder die abgehalfterte FDP erfolgreich hochgeschrieben werden wird.

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Wenn die ostdeutsche Pastoren-Tochter Göring-Eckart davon spricht, die GRÜNEN seien „noch nie eine pazifistische Partei“ gewesen, dann möchte man den Kabarettisten Max Uthoff zitieren: „Das ist ein Moment, an dem man ein bißchen an der Wiedervereinigung zweifelt, wenn inzwischen jede dahergelaufene Ost-Protestantin so nebenbei auf das Grab von Petra Kelly spucken darf.“

In ähnlicher Weise tun sich kritische CDU-Querdenker wie ein > Willy Wimmer schwer mit ihrem alten politischen Zuhause. Wie sich manches FDP-Mitglied in den letzten Jahren angesichts einer beispiellosen programmatischen Hohlheit gefühlt haben muß, mag man sich gar nicht erst vorstellen…

Genauso, wie die etablierten Parteien ehemalige Anhänger verprellen, so ist im Publizistik-Bereich die taz auch nur ein Beispiel, eine Stelle von vielen, an der kritische Mitdenker keine Heimat mehr finden können. So haben sich nicht nur neue Parteien gebildet, wie die LINKE und die AfD, sondern es bilden sich eben auch neue, medienkritische Formate, wie diverse youtube-Kanäle und Blogs – die mit dem gleichen Eifer nach allen Regeln der Kunst bekämpft werden, wie ihre politischen Pendants in der Parteienlandschaft.

Die meißten dieser Online-Publikationen bieten sehr viel Meinung, dafür wenig Journalismus – und liegen damit auf einem Level mit spiegel-online oder welt.de.

Doch, wenn sich mal wieder eine/r aufregt über Blogs wie > Alles Schall und Rauch oder über  youtube-Channels, wie > KenFM oder > Rayk Anders, dann möchte man ihm/ihr zurufen: „Mach´s doch einfach besser. Du brauchst nur einen Internet-Zugang und eine Kamera und schon kann es losgehen!

Denn die Vielzahl der neuen Medienformate (die teilweise viel reichweitenstärker sind, als klassische Print-Produkte) schaffen es vielleicht, eine enorm wichtige, gesellschaftliche Funktion zu erfüllen: Sie helfen mit, einer einseitigen und somit verfälschenden Geschichtsschreibe etwas entgegen zu setzen.

Denn ich möchte BITTE (!) nicht alleine gelassen werden mit erwartbarer, aber dennoch erschreckender Geschichtsverbiegung und Propaganda, wie der folgenden:

> ARD – unwidersprochener Geschichtsrevisionismus in den Tagesthemen

>“Tannbach“ – Geschichtsklitterung am Rande der Volksverhetzung .

P.S.: Übrigens hat auch die Seite, die Sie gerade lesen, im Jahr 2014 über 31.000 Leser erreicht. Dafür möchte ich mich herzlich bei allen treuen Lesern und kritischen Begleitern bedanken!

Herzlichen Dank für Ihren Kommentar!